Anläßlich der neuen Tocotronic-Single Electric Guitar erinnert die FAZ (20.01.2018) an eine Kunstform, die mit dem Verschwinden von MTV aus dem Free-TV hierzulande an Bedeutung verloren hat: das Musikvideo. Es existiert immer noch, sowohl mit künstlerisch hochwertigen Beispielen und h als Marketinginstrument. MTV war in seiner Verbindung zwischen Fernsehen und Popmusik mit Sicherheit der Höhepunkt einer Entwicklung, die bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Ausgang genommen hat. Die Kombination von Musik und Film ist so alt wie das Medium selbst, das Ziel, optische Spektakel mit Musik zu begleiten oder zu unterlegen, Filme nach musikalischen Prinzipien zu komponieren, Filme zu vorhandener Musik zu synchronisieren, Musik filmisch darzustellen. Die Geschichte der Visuellen Musik ist aber auch eine Geschichte technologischer Neuerungen. Es begann mit Soundies, Scopitones oder Snaders, kurze 16mm-Filme, die in Jukeboxen abgespielt werden konnten. Das Fernsehen bot mit dem Aufstieg der Beatmusik vielfältige technische Neuerungen, der Beat-Club des Senders Radio Bremen lieferte von 1965 bis 1972 unzählige Beispiele. Neben den klassischen Musiksendungen wurden Promotion-Filme gedreht, die Verbindung Musik und Film sollte Fans zum Kauf der Platten animieren, und einige Bands nutzten sie um vorgegebene Rahmen technischer und künstlerischer Art zu umgehen.
Von Dezember 1993 bis April 1994 widmete das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt dem Musikvideo eine beachtliche Ausstellung, die sich in dieser ausführlichen Form wohl nicht mehr wiederholen lässt. Wer sich dennoch mit der Geschichte des Musikvideos beschäftigen will, kann zu dem immer noch lieferbaren Ausstellungskatalog greifen. Neben einem Anhang mit Musikvideo- und Filmografien und mehreren Registern enthält der Katalog zwölf Textbeiträge, so zu den Residents, U2 (eher unbedeutend), MTV und dem Beat-Club.
Deutsches Filmmuseum (Hrg.), Sound & Vision, Musikvideo und Filmkunst, Ausstellungskatalog. Herbert Gehr (Redaktion), Frankfurt/Main 1993, 176 S., 330 Abb., ISBN 3-88799-043-9, zum reduzierten Preis von € 5,- bei http://www.shop-filmmuseum.de