REVIEWS NOVEMBER 2017 NEUHEITEN LPS JÜRGEN

Anbei Kurzbesprechungen von Schallplatten, die ich in den letzten Wochen gekauft habe und die gerade erst erschienen sind. Mich hat niemand bemustert und niemand bezahlt, von daher enstpricht dies alles nur meinem persönlichen und subjektiven Musikgeschmack.

Neu gekauft LPs November 2017 Kurzdurchlauf Besprechung Reviews Neuheiten

The Frightnrs – More To Say Versions (Daptone Records)

Eine meiner Lieblings-LPs von 2016 liegt nun in der Dubversion vor. Der tolle Sänger Dan Klein ist ja leider letztes Jahr verstorben und so hat nun der Reggaeproduzent Victor Axelrod längere Zeit am Material gebastelt und es sehr gut aufbereitet. Es ist keine wilde Dubversion mit total dekonstruierten Fragmenten und Gimmicks geworden, sondern es ist alles stark an den Originalsongstrukturen orientiert. Es wurden Kernpassagen und Stimmungen schön herausgearbeitet und der wundervolle Vibe der eigentlichen Songs blieb erhalten. Das Ganze klingt hervorragend und steht absolut würdig in einer Linie mit dem herausragenden Originalmaterial.

Bewertung: 9.5/10

The Hall Monitors – Up To No Good (Hidden Volume)

Die Hall Monitors gibt es bereits seit 10 Jahren und nun ist (endlich) das erste richtige Album von ihnen erschienen. Die Band aus Washington DC bewegt sich in der Schnittmenge zwischen geradlinigem Garagenpunk, melodischem und rumpeligen R’n’B und großartigen Poppunkperlen. Insgesamt 14 Stücke sind auf der LP vertreten und dabei jagt ein Hit den anderen. Was will man mehr? Ein bärenstarkes Debutalbum.

Bewertung: 9.25/10

Gimp Fist – Never Give Up On You (Sunny Bastards)

Studioalbum Nr. 6 von einer der besten Streetpunk/Oi-Bands der Gegenwart. Seit 2005 gibt es das Trio aus Darlington/North East England, das auch auf dem aktuellen Album wieder mit großartigen Hymnen glänzt, die mich mehr denn je an die „Give em enough Rope“-Phase von The Clash, die frühen guten englischen Oi-Bands und Stiff Little Fingers erinnern. Das ist alles wunderbar melodisch und im positiven Sinne eingängig und gut produziert. Klassischer englischer Punkrock zu Brexitzeiten – viel besser kann man in diesem Genre kaum musizieren. Fly the Flag!

Bewertung: 9.25/10

The Galileo 7 – Tear Your Minds Wide Open! (Damaged Goods Records)

The Galileo 7 werden immer besser. Ich mochte ja schon die ersten vier LPs gerne, aber „Tear Your Minds Wide Open“ ist nochmals ein klarer Schritt nach vorne. Die Songs sind insgesamt rauher und direkter aufgenommen und die Vokalarrangements sind ausgefeilter angelegt. Das ist Medwaypsychedelicgaragesound mit Orgel vom allerfeinsten – der beste rückwärts gewandte Fortschritt den man sich vorstellen kann. Superb!

Bewertung: 9.25/10

Daniel Wylies Cosmic Rough Riders – Scenery For Dreamers (You Are The Cosmos)

Was für ein wunderschönes Album, das von einer tiefen und dichten Atmosphäre lebt und wunderbare Harmonien und Melodien im Stile von Neil Young bzw. Crazy Horse, den frühen Byrds und Electric Magnolia Co. zu Tage fördert. Psychedelic Americana sagen die Engländer da dazu, obwohl Wylie ja aus Glasgow stammt.

Bewertung: 9.25/10

Luna – A Sentimental Education (Double Feature Records)

Die Band Luna legt nun auch eine Coverversionen LP vor. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, solange die Songauswahl und die Interpretierung so gelungen ist wie auf „A Sentimental Education“.

Seite 1 beginnt mit „Fire in Cairo“ von The Cure und „Gin“ von Willie Alexander, dann folgt das unterschätzte „Friends“ von der ungeliebten Velvet Underground-LP „Squeeze“, danach folgt dann „One Together“ von Fleetwood Mac aus dem Jahre 1970, das ich gar nicht kannte im Original – und selbst „Most Of The Time“ aus Bob Dylans allerschlimmsten musikalischen 1980er Jahre Verwirrungen erstrahlt hier erstmals wirklich hell.

Die 2. Seite wird eröffnet mit einem Song aus der ersten LP von Yes „Sweetness“, danach folgt „Letter To Hermonie“ aus Bowies Anfangstagen, dann ein Rolling Stones-Song „Walking Thru‘ The Sleeping City“, den die Stones 1964 nur als Demo aufgenommen hatten und den Mighty Avengers als Release überließen, dann folgt Mink Deville‘s großartiger Song „Let Me Dream If I Want To“ und den Abschluss bildet „Car Wash Hair“ von Mercury Rev, einen Song den ich auch nicht kannte und den Luna gleich um drei Klassen besser machen.

Luna machen jeden Song zu ihrem Song und beweisen dass Coverversionen LPs wie aus einem Guss klingen können, wenn man die Songs richtig auswählt und vor allem deren Potential für den eigenen Sound und die eigene Art zu arrangieren erkennt.

Parallel zu dieser Veröffentlichung ist die EP „ A Place Of Greater Safety“ mit 6 wundervollen Instrumentals von Luna erschienen.

Bewertung: 9/10

Snapped Ankles – Come Play The Trees (The Leaf Label)

Das ist Synthierockpostpunk vom allerfeinsten. Erste LP des Trios aus East London, die live als Bäume verkleidet auftreten. Verteilt auf die letzten 5 Jahre gab es bisher lediglich zwei 7“-Singles und eine EP. Die Band bildet eine Schnittmenge aus der Abgedrehtheit von Suicide bzw. Alan Vega, The Fall, Krautrock, Devo und Gary Numan. „Jonny Guitar Calling Gosta Berlin“ und „I Want My Minutes Back“ sind zwei grandiose Hits, die 1980/81 zusammen mit „Being Boiled“ und „Are Friends Electric“ die weltweiten Charts angeführt hätten.

Bewertung: 8.75/10

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*