EDDIE AND THE HOT RODS – „LIFE ON THE LINE“ (1977)
On the first tour of USA late 77, the band had developed so much that Dee Dee Ramone commented, after one show in Boston, “How come you guys manage to play so hard, so fast, and with so many chords?”. We had blown them all away.
(Graeme Douglas, Gitarrist Eddie and The Hot Rods ->punk77.co.uk)
Ich begann im Frühjahr 1977 mit dem Kaufen von Schallplatten. An Ostern bekam ich endlich einen Plattenspieler, kurz davor zu Weihnachten 1976 hatte ich einen Radiokassettenrekorder bekommen. Statt den ganzen Tag nur Fußball zu spielen, hörte ich nun auch Point und Club 19 im SDR Radioprogramm und Pop Shop auf SWF3 und schaute Rockpalast und Szene 77 im TV. Musik begann mein Leben zu verändern.
Neben dem Kicker Sportmagazin las ich nun auch Pop, Rocky und Bravo. Dies prägte meinen frühen Musikgeschmack und so kaufte ich im ersten Dreivierteljahr meiner Schallplattenkäuferkarriere eben das was diese Heftchen propagierten, was im Radio kam, und was die Dorfjugend um mich herum so hörte: Deep Purple, Rainbow, Status Quo, AC/DC, Black Sabbath, Rory Gallagher, Queen, Kansas, UFO, Boston, Foreigner, Fleetwood Mac, Thin Lizzy etc.
Es war Anfang 1978 als im Club 19 Plattentest kurz hintereinader zwei Titel vorgestellt wurden, die viel spannender klangen als alles andere: „Do Anything You Wanna Do“ von Eddie and The Hot Rods und „No More Heroes“ von The Stranglers.
Ich hatte die Songs selbstverständlich aufgenommen und hörte sie auf einer silbernen Chromdioxid BASF C90 Kassette die ganze Zeit hintereinander an.
Ich war so begeistert, dass ich beide Platten über den Govi Mailorder bestellte, was damals lockere zwei bis vier Wochen dauerte, bis die Platten dann endlich eintrafen. Aber das machte ja nichts, denn wir Kinder hatten damals ja Zeit.
„Life on the Line“ faszinierte mich genauso wie „No more Heroes“. Und diese beiden Platten bildeten meinen Einstieg in das Punk- und New Wave- Zeitalter. Obwohl Eddie and The Hot Rods ja eigentlich gar keine Punkband waren – oder doch?
Für mich klang das damals nach Musik, die irgendwie anders und vor allem viel frischer war, als dieses ganze Mainstream- und Hardrockzeugs was ich so hörte und aus dem Radio sonst so kannte.
Aber ich konnte diese Musik nicht verorten – ich wusste nicht wo Southend-on-Sea war, kannte die angesagten Clubs in London nicht und verstand auch (noch) nicht so richtig, was es mit der Punkbewegung in England, USA und Deutschland auf sich hatte und wo da die Genregrenzen verliefen. Ich verstand nicht, warum Eddie and The Hot Rods so klangen wie sie klangen, aber es gefiel mir und ich spürte, dass dies eine Art Gegenentwurf zu Yes, Supertramp und Emerson, Lake and Palmer sein musste.
Auch aus heutiger Sicht klingt „Life on the Line“ ungemein frisch und dynamisch. Die Band sprüht vor Spielfreude und der spätere Star-Tontechniker und Produzent Steve Lillywhite hat hier auf einem seiner ersten Werke für Island Records einen sehr kraftvollen, warmen und gleichzeitig sehr klaren Sound hinbekommen – also einen absoluten Topjob gemacht.
Weder zuvor auf ihren ganzen EPs und ihrer ersten LP „Teenage Depression“ – und erst recht nicht nach „Life on the Line“ klangen Eddie and The Hot Rods auch nur annähernd so gut wie auf diesem, ihrem zweiten Album.
Das absolut herausragende Stück ist für mich immer noch „Beginning of the End“, das letzte Stück auf der zweiten Seite. Die erste Seite rast durch fünf fantastische Rock’n’Roll/Pop-Nummern mit Punkattitüde. Seite 2 beginnt mit dem großartigen Titeltrack, danach folgt „Dont believe Your Eyes“ – sozusagen die Überleitung zum Instrumental „We Sing … The Cross“, welches dann das fulminante 8 Minuten-Finale „Beginning of the End“ einläutet.
Insgesamt 35 Minuten wie aus einem Guss – kompakt, abwechslungsreich, auf den Punkt gespielt, sehr gut produziert, sehr gutes Songwriting. Ein Hit, jagt den anderen.
Bewertung: 10/10