Sound And Vision 7 – The Night James Brown Saved Boston

„We’re here to pay tribute to one of the greatest Americans, Dr. Martin Luther King. Twenty four hours ago, Dr. King died for all of us, black and white. We in Boston will honor Dr. King in peace.“ Mit diesen Worten kündigte Kevin White, der junge Bostoner Bürgermeister, am Abend des 5. April 1968 im Boston Garden das Konzert mit James Brown an.

Ein Tag zuvor war Dr. Martin Luther King bei einem Attentat in Memphis erschossen worden. In den südlichen Vororten Bostons und im benachbarten Roxbury war wie in vielen anderen Städten der USA in der Nacht nach dem Attentat zu Unruhen gekommen. Das Konzert mit James Brown war seit Monaten für diesen Termin angesetzt, die Stadtverwaltung erwog aber eine Absage, um eventuellen Unruhen inmitten der Stadt vorzubeugen. Des rassistischen Hintergrunds einer Absage waren sich die politisch Verantwortlichen bewußt, gerade auch weil im vorhergehenden Wahlkampf um den Posten des Bürgermeisters die Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen der Stadt zu heftigen Auseinandersetzungen geführt hatten. Kevin White war sich im Klaren, wie er auch entscheiden würde, einen Teil der Bevölkerung würde er verärgern. Da hatte Tom Atkins, ein Mitglied des Gemeinderats, die Idee, das Konzert nicht abzusagen, sondern live und kostenlos im Fernsehen zu übertragen, mit dem Ziel, die Mehrheit des Publikums zu bewegen, zuhause vor dem Fernsehgerät James Brown zu erleben. James Brown war wiederum schnell klar, daß weniger verkaufte Eintrittskarten auch weniger Umsatz bedeuteten. Die Stadtverwaltung ließ sich, da der Sender WGBH sich bereit erklärt hatte, die Show zu übertragen, von ihrem Plan nicht mehr abbringen und sagte Brown zu, seinen finanziellen Ausfall auszugleichen. Der Plan ging letztendlich auf, 2000 kamen in den Boston Garden, die Mehrzahl verfolgte die Liveübertragung, die noch mehrmals wiederholt wurde. In Boston blieb es ruhig, es war sogar ruhiger als in einer normalen Freitagnacht.

James Brown wußte, was er tun hatte, nicht nur als Sänger und Bandleader, sondern auch als Entertainer oder eher Mediator, in Frieden einem Kämpfer für Gleichberechtigung und Freiheit zu gedenken.

Der Film zeigt den Auftritt von James Brown, groovende Zuschauer trotz Bestuhlung, begleitet von Interviews mit Zeitzeugen, Politiker, Konzertbesucher, Bandmitglieder. Höhepunkt des Films ist die Szene, als einige Zuschauer auf die Bühne klettern, um sich bei Brown zu  bedanken, und von der Polizei zurückgestoßen werden. (Die ständige Polizeipräsenz, unmittelbar neben den Musikern, zu sehen in historischen Aufnahmen von Auftritten der Stones, der Doors oder der Westcoast-Bands, irritiert noch heute.) James Brown rettete auch diese Situation, er erreichte, daß die Polizisten sich zurückzogen, und sorgte für Ruhe: „Step down, now, be a gentleman….Now I asked the police to step back, because I think I can get some respect from my own people.”

Im weiteren Verlauf des Films wird aber auch klar, daß Browns politische Haltung in den Folgejahren vielen in der Black Community mißfiel, Frontauftritte in Vietnam oder die Unterstützung der Wiederwahl Richard Nixons. Wie sagt einer der Zeitzeugen: „James Brown war nicht Black Power, er war Soul Power.“

Die Songs:  I Got  the Feelin‘. There Was a Time, I Got You (I Feel Good), Out Of Sight, It’s a Man’s Man’s  Man’s World, Bewildered, Try Me, That’s Life, Cold Sweat, Get It Together, Please Please Please, I Can’t Stand Myself (When You Touch Me), Infatuation, Say It Loud (I’m Black And I’m Proud), Soul Power

Die Musiker: Jimmy Nolen, Alphonso Kellum (Gitarre), Tim Drummond, Charles Sherrell (Bass), John Starks, Clyde Stubblefield (Schlagzeug), Fred Wesley (Trombone), Waymond Reed, Joe Dupars, Richard Griffith (Trompete), Alfred (PeeWee) Ellis, Maceo Parker, St. Clair Pinckney (Saxophon), Marva Whitney (Soulsister), Bobby Byrd, Bobby Bennett, Lloyd Stallworth (Backing Vocals)

The Night James Brown Saved Boston. Regie: David Leaf, Drehbuch: Morgan Neville, 66 Min., Englische Originalfassung, USA 2008, Color/SW, Produktion: David Leaf Productions. Eine erste DVD-Version wurde 2008 von Shout!Factory als Teil des Sets I Got the Feelin‘: James Brown in the `60s. Seit 2009 gibt es den Film auch in einer Einzelausgabe (Product SKU: 826663108804), die inkl. Bonusmaterial eine Laufzeit von 175 Minuten hat. Beide liegen nur in Code 1 vor, Shout!Factory liefert auch nicht außerhalb Nordamerika.

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